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Von schwarzem und grünem Gold

Trüffel und Cannabis haben mehr Gemeinsamkeiten, als man zunächst annehmen könnte.

14.06.2019

 

Mit dem Beginn des Frühlings naht für die Liebhaber der Haute Cuisine zwar das Ende der Fastenzeit, doch leider endet auch die jährliche Trüffelsaison. Denn das „schwarze Gold“, die Perigord-Trüffel (Tuber melanosporum), wird nur von Anfang November bis Mitte März gesammelt und auf den Markt gebracht.

Obwohl die Fläche der Trüffelkulturen vor allem in Frankreich, Spanien und Italien, neuerdings aber auch in Australien und den USA zunimmt, verringern sich die erzeugten Jahresmengen, nicht zuletzt  wegen der akuten Klimaveränderungen. Doch die Liebhaber dieses raren Schlauchpilzes sind bereit, bis zu € 1.200.- pro Kilo für ihr kulinarisches Vergnügen zu bezahlen. Nun kann man sich fragen, ob diese Bereitschaft nur von den spezifischen Aromastoffen genährt wird, die zumindest für den Schlauchpilz überlebenswichtig sind. Denn Trüffel halten sich immer nur unter der Erdoberfläche auf und sind deshalb für ihre Vermehrung auf Dritte angewiesen. Schweine, Mäuse und manche Käfer finden den Fruchtkörper vor allem Dank der schwefelhaltigen Duftstoffe und sorgen für die Verbreitung seiner Sporen über ihren Verdauungskanal.

Die Vorliebe der Feinschmecker für die teuren Knollen rührt möglicherweise auch daher, dass sie eine Substanz enthalten, die in unserem Körper als Botenstoff für Ausgeglichenheit und Glücksgefühl sorgt, nämlich Anandamid [1]. Dieses Fettsäureamid (sein Name wurde abgeleitet von dem Sanskrit-Wort für Glückseligkeit,  „Ananda“) ist einer der Signalstoffe unseres körpereigenen Endocannabinoidsystems, welches bei der Suche nach der Andockstelle für den Cannabiswirkstoff THC (Tetrahydrocannabinol) entdeckt wurde. Ob die Konzentration der Substanz in den Trüffeln und die Bioverfügbarkeit nach dem Genuss für eine physiologische Wirkung ausreichen, ist nicht gesichert [2]. Im Übrigen stehen zahlreiche andere pflanzliche Quellen zur Verfügung, deren Inhaltsstoffe („Phytocannabinoide“) mit unserem Endocannabinoidsystem direkt oder indirekt wechselwirken [3].

Am besten erforscht und seit Jahrtausenden auch therapeutisch in Gebrauch ist der Namensgeber für dieses System, die Cannabispflanze. In den letzten Jahren haben zahlreiche Länder die Restriktionen im Umgang mit Cannabis gelockert, und auch in der Bundesrepublik kann Cannabis seit April 2017 in begründeten Fällen verordnet werden. Die Mehrzahl der Anwender bevorzugt die inhalative Anwendung, weil die Inhaltsstoffe eine sehr geringe Bioverfügbarkeit bei oraler Aufnahme (Tee, Plätzchen, etc.) besitzen. Doch beim Rauchen entstehen schädliche Verbrennungsprodukte und eine exakte Kontrolle der applizierten Dosis ist kaum möglich.

Ein innovativer Inhalator [4] ermöglicht jetzt die Inhalation von Cannabis-Inhaltsstoffen durch das kontrollierte Verdampfen vordosierter Cannabisportionen. Das Gerät enthält 70 Einzeldosen, ist mit zahlreichen Kontrollsystemen ausgestattet und kommuniziert via Smartphone mit dem Patienten und dem behandelnden Arzt. Zur Herstellung der Träger mit je 12 bis 15 mg Cannabis hat Harro Höfliger ein spezielles Dosiersystem entwickelt, die Voraussetzung für eine präzise und reproduzierbare Dosierung der Wirkstoffe.

 

 

 

[1]          Pacioni, G. et al., Truffles contain endocannabinoid metabolic enzymes and anandamide, Phytochemistry, 110 (2015) 104-110.

[2]          Crozier, W. G. et al., Lipids in Neural Function: Modulation of Behavior by Oral Administration of Endocannabinoids Found in Foods, in: J.D. Fernstrom; R. Uauy; P. Arroyo (eds),Nutrition and Brain, Nestlé Nutrition Workshop, Vol. 5, pp. 169-187, Kager AG, Basel 2001.

[3]          Russo, E.B., Beyond Cannabis: Plants and the Endocannabinoid System, Trends Pharmacol Sci., 37 (2016) 594-605.

[4]          Eisenberg, E. et al., The Pharmacokinetics, Efficacy, Safety, and Ease of Use of a Novel Portable Metered-Dose Cannabis Inhaler in Patients With Chronic Neuropathic Pain: A Phase 1a Study Journal of Pain & Palliative Care Pharmacotherapy, 28 (2014) 216–225.

 

 

Von Dr. Karlheinz Seyfang

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